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hailand produziert laut Welt bank jährlich rund 14,2 Millionen Tonnen Verbraucher- und
Industriemüll mit stetig steigender Tendenz. Die Recyclingrate beträgt
laut Aussagen der Regierung elf Pro-
zent, während sie beispielsweise in
Korea, Singapur und Japan bei 30 bis
50 Prozent liegt. Rechnet man jedoch
informelle Wege der Müllverarbeitung,
welche in Thailand eine große Bedeu-
tung spielen heraus, so kommt man
sogar nur auf eine Recyclingrate von
drei Prozent.1
Betrachtet man die Zusam-
mensetzung städtischen Mülls, der
in Phitsanulok beispielsweise zu 45
bis 50 Prozent aus wieder verwertba-
ren Materialien, zu 30 bis 35 Prozent
aus Biomüll und nur zu 20 Prozent
aus nicht wieder verwertbaren Mate-
rialien besteht2, so wird deutlich,
dass theoretisch ein großes Poten-
zial zur Müllreduktion und -auf-
bereitung in Thailand besteht. Dabei
darf der wirtschaftliche Nutzen durch
gesenkte Ausgaben für Abfallent-
sorgung und die Wiederverwendung
von Ressourcen nicht unterschätzt
werden.
Dementsprechend hat sich
die Regierung große Ziele gesetzt
und möchte im Rahmen des neunten
nationalen Wirtschafts- und Sozia-
lentwicklungsplanes (2003 bis 2008)
die Müllproduktion halbieren und die
Recyclingrate auf 30 Prozent anhe-
ben.3 Praktisch steckt die Umsetzung
aber häufig noch in den Kinderschu-
hen und staatliche Programme fehlen
völlig oder werden nur mangelhaft
implementiert.
Informelle Wege
des Recycling
Das Gros des Recyclingpro-
zesses übernimmt derzeit ein infor-
meller Sektor, dessen verschiedene
aufeinander aufbauenden Ebenen
sehr gut organisiert sind. Vom Müll-
sammler auf lokaler Ebene bis hin
zum überregionalen Recycling-
Privatunternehmer legt der Abfall
häufig einen langen Weg mit vielen
Zwischenstationen zurück und sichert
so zahlreichen Personen — zumin-
dest mehr oder weniger — den Le-
bensunterhalt. Je nach regionalem
Kontext sind verschiedene Ausprä-
gungen vorzufinden, wobei vor allem
zwischen städtischen und ländlichen
Regionen zu unterscheiden ist.
In städtischen Regionen, in
denen eine Müllabholung organisiert
ist, kommen meist früh morgens, vor
der offiziellen Müllabfuhr, Abfallsamm-
ler — auch »khon geb khaya« ge-
nannt, die die Abfalltonnen nach ver-
kauf- und brauchbaren Dingen
durchsuchen.1 Sie sind sehr arm, und
das Einkommen aus der Müllsuche
(oft weniger als monatlich 60 Euro
pro Familie) reicht meist kaum zum
Überleben. Da sie die gesamten
Mülltonnen durchwühlen, kommen
sie häufig in Kontakt mit giftigen Ab-
fällen und sind so einem hohen Ge-
sundheitsrisiko ausgesetzt. Zusam-
men mit Müllsammlern, die die letzten
Reste auf den Mülldeponien durch-
wühlen, nehmen sie eine sehr niedri-
ge soziale Position ein.
Weiterhin gibt es auch noch
»saleng«, die der Bevölkerung den
Müll abkaufen. Meist sind sie mit pe-
dalbetriebenen Dreirädern unterwegs
— in Bangkok gibt es immer häufiger
auch motorisierte Versionen — und
kündigen sich mit ihrer charakteristi-
schen Hupe den Bewohnern an. Sie
stehen eine Stufe höher in der Hierar-
chie als »khon geb khaya«, da sie
den Abfall nicht nehmen oder steh-
len, sondern Handel damit betreiben.
Sie kaufen wieder verwertbaren Müll,
wie beispielsweise Glas, Papier,
Plastik, Metall und Elektronik von der
Bevölkerung und verkaufen ihn dann
mit etwa fünf Baht (0,10 Euro) Profit
pro Kilo an Müllsammelstellen oder
Recycling-Shops weiter. Diese trans-
portieren den Abfall dann gebündelt
und in großen Mengen weiter an Re-
cycling-Fabriken. »Saleng« können
ein annehmbares Leben führen, wie
das Beispiel des 23-jährigen Nattha-
phon aus Phitsanulok zeigt.1 Als sein
Vater in Rente geht, gibt er seinen
Job in der BMW-Fabrik auf, um in das
Müllgeschäft einzusteigen, in dem
auch schon seine zwei Brüder und
seine Mutter tätig sind. Mit seinem
Müllsammeldreirad kann er täglich
etwa 500 Baht (zehn Euro) verdienen.
Seine Mutter, die einen Pick-up be-
sitzt, bringt es sogar auf das Doppel-
te.
Häufig sortieren auch die An-
gestellten der offiziellen Müllabfuhr
den Abfall als privaten Nebenver-
dienst. Während der Inhalt der Abfall-
tonnen auf der Ladefläche des Trucks
Große Ziele — kleine Realität
Das Abfallmanagement in Thailand
steckt noch in den Kinderschuhen
von Manuela Volkmann
Thailand produziert laut Weltbank jährlich rund 14,2 Millionen Tonnen Ver-
braucher- und Industriemüll mit stetig steigender Tendenz — theoretisch
ein großes Potenzial zur Müllreduktion und -aufbereitung. Dementspre-
chend hat sich die Regierung große Ziele gesetzt.
Die Autorin ist Sozialgeographin.
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entleert wird, sortieren sie den wieder
verwertbaren Müll aus und verkaufen
ihn nach Arbeitsende in Recycling-
Shops. Über ein vierköpfiges Müllab-
fuhrteam in Bangkok wird berichtet,
dass jedes Teammitglied so monat-
lich sein Gehalt um 5.000 bis 7.000
Baht (100 bis 140 Euro) anheben kann
— bemerkenswert bei einem Grund-
gehalt von 4.000 Baht (80 Euro).4
In den Recycling-Fabriken wird
der Müll weiter sortiert, zerkleinert, ge-
presst und gebündelt. Fischsaucen-
flaschen gehen zurück an die Fisch-
saucenfabriken, Whiskyflaschen zu-
rück in die Brennereien. Eisen, Stahl
und Glas wird an entsprechende Un-
ternehmen verkauft. Holz wird an
Schreiner veräußert, und die Säure von
Altbatterien findet bei der Behandlung
von Abwasser Verwendung.
Auf dem Land gestaltet sich
die Müllverarbeitung etwas anders.
Essensreste werden meist an die
Tiere verfüttert und der restliche or-
ganische Müll wird kompostiert oder
als Brennstoff getrocknet. Da größ-
tenteils aber keine organisierte Müll-
abholung existiert und auch »saleng«
und »khon geb khaya« seltener anzu-
treffen sind, ist es übliche Praxis, den
gesamten Abfall zu vergraben oder
im eigenen Garten zu verbrennen.
Die daraus resultierenden Gesund-
heitsrisiken und Umweltprobleme
sind offensichtlich.5
Ambivalenter Status
des Abfallbusiness
Obwohl zahlreiche Men-
schen ihren Lebensunterhalt im Müll-
geschäft verdienen und die öffentli-
chen Verwaltungen, die eigentlich für
den Müll zuständig sind, ohne diesen
informellen, privaten Sektor völlig
aufgeschmissen wären, handelt es
sich dabei um klassische niedrig ein-
gestufte und wenig geachtete Jobs.
Dies ist auch ein Grund da-
für, dass zahlreiche Antimüll-Kam-
pagnen bisher gescheitert sind oder
wenig erfolgreich waren. Der Aufruf zur
Mithilfe bei Säuberungsaktionen ver-
hallt oft im Winde, da die Ausübung
einer solchen Tätigkeit zu dem viel ge-
fürchteten Gesichtsverlust führen kann.
Mit den wenig geschätzten Müll-
sammlern möchte sich niemand auf
eine Stufe stellen. Die Bevölkerung auf
Haushaltsebene dazu zu bringen, sich
mit ihrem Müll zu beschäftigen und
ihn zu sortieren, stellt somit schon ei-
ne sehr schwere Aufgabe dar.
Nicht-Regierungsorgani-
sationen (NGOs) hingegen sehen die
»saleng« als ein sehr positives sozia-
les Glied in der Abfallbeseitigungsket-
te an und setzen sich für eine höhere
Wertschätzungen dieser Personen in
der Gesellschaft ein. Schließlich bie-
tet das Müllgeschäft zahlreichen ar-
men Bevölkerungsgruppen ein Aus-
kommen und sie könnten eine be-
deutende Rolle in der Aufklärungs-
und Erziehungsarbeit bezüglich Um-
welt- und Abfallentsorgungsbewusst-
sein einnehmen.1
Immer mehr
Wohlstandsmüll
Umweltschutz ist — nicht nur
— in Thailand meist ein wunder
Punkt, da die Wirtschaftspraxis und
Politik stark auf Entwicklung und we-
niger auf ihre Kosten fixiert sind.
Doch der Weg in die Moderne bringt
nicht nur Positives.
Einstellungen und kulturelle
Zielvorstellungen wie Sauberkeit,
Schönheit und Schicklichkeit mutie-
ren inzwischen häufig so weit, dass
alte Dinge von guter Qualität einfach
abgelegt werden zugunsten neuer
glänzender Ersatzgüter. So wird, wie
in vielen anderen Gesellschaften
auch ein Maß für Reichtum das,
was man sich leisten kann wegzuwer-
fen!1
War es in der Vergangenheit
üblich biologisch abbaubare Verpak-
kungsmaterialien wie Schilfkörbe,
Holzboxen und Bananenblätter zu
verwenden, so werden diese schein-
bar überkommenen »unentwickelten«
Materialien immer stärker durch
Symbole des modernen Lebens er-
setzt. Plastiktüte und Styroporverpak-
kung lassen grüßen!
Das kunstvolle übermäßige
Verpacken ist nicht wegzudenkender
Teil der thailändischen Shoppingreali-
tät und der Schriftsteller Anon Na-
kornthab resümiert: »Buy ten buns,
get eleven bags«.1 Alles, mag es
auch noch so klein sein, wird in eine
Plastiktüte verpackt. Dies geht so
weit, dass man auch Getränke aus
Dosen oder Flaschen in Plastiktüten
abfüllt, nur damit man Eiswürfel hin-
zufügen und ein praktisches tragba-
res gekühltes Getränk zu sich neh-
men kann. Lehnt man beim Einkauf
schließlich die zehnte Plastiktüte ab,
erntet man ungläubige Blicke, und
der Chef von 7-Eleven Thailand
glaubt, dass es noch Jahre brauchen
werde, bis thailändische Kunden
überhaupt die Frage eines Verkäufers
akzeptieren werden, ob sie denn eine
Tasche bräuchten.
Plastiktüten sind ein wirkli-
ches Problem, da sie nicht zu den
Plastiksorten zählen, die wiederver-
wertet werden können und einen
Großteil des Restmülls bilden. Die
Reduzierung der Verwendung der all-
gegenwärtigen Plastiktüten dürfte
demnach eine der größten Heraus-
forderungen sein, da Konsum- und
Verhaltensmuster im Kern dafür ge-
ändert werden müssen.
Müllsammelstelle in Ban Muanjia, Provinz Mahasarakham
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Und wohin mit
dem Restmüll?
Der Restmüll — der in der
Realität immer noch stark mit recy-
clebaren Materialien durchsetzt ist —
wird nach wie vor oft lokal vergraben
oder verbrannt, landet auf Mülldepo-
nien oder endet in einer Müllverbren-
nungsanlage.
Bei den Mülldeponien han-
delt es sich aber überwiegend um
ungesicherte Deponien — natürliche
Mulden oder ausgebaggerte Erdlö-
cher, die nicht extra abgedichtet sind.
Der hohe Anteil organischen Materi-
als ist verantwortlich dafür, dass De-
poniesickerwasser und Faulgas ge-
bildet wird. Ersteres beinhaltet meist
Schwermetalle und Pestizidrückstän-
de und verseucht das Grundwasser
in erheblichem Maße. Das Faulgas,
das vor allem aus Methan besteht, ist
ein sehr wirkungsvolles Treibhaus-
gas. Von offenen Deponien kann es
ungehindert in die Atmosphäre ent-
weichen und Müllhalden bilden welt-
weit die drittgrößte Methangasquelle
und tragen entsprechend stark zum
Treibhauseffekt bei.
Kontraproduktive
Scheinlösungen —
Müllverbrennungs-
anlagen
Die ersten thailändischen
Müllverbrennungsanlagen in Bang-
kok, Phuket und auf Ko Samui wur-
den als Fortschritt in der Müllentsor-
gung gefeiert. Man erhoffte sich posi-
tive Effekte durch finanzielle Gewinne
und Stromproduktion. Doch man
kann nicht sagen, dass daraus eine
Erfolgsstory wurde.
Der Bau der Anlagen war
sehr teuer, und in Phuket beispiels-
weise wurden für den Bau der Anlage
zahlreiche Mangrovenwälder abge-
holzt und Umweltauflagen missach-
tet. Außerdem ist fraglich, was sich
die Planer bei der Konstruktion
dachten, denn die Anlagen auf Ko
Samui und in Phuket sind völlig
überdimensioniert und werden nur
alle zwei bis drei Tage in Betrieb ge-
nommen, wenn sich genug Müll an-
gesammelt hat, um die Mindestka-
pazitätsgrenze zu überschreiten. So
schlucken die Anlagen mehr Geld als
Müll und belasten die Steuerzahler
erheblich durch die laufenden Kos-
ten, welche nicht gedeckt werden
können.
Doch damit nicht genug. In
Untersuchungen wurde weiterhin
nachgewiesen, dass die Anlagen
wahre Giftschleudern sind. Der Ver-
brennungsprozess entlässt bestimm-
te Toxine und Schwermetalle in Kon-
zentrationen in die Umwelt, die die
zulässigen Grenzwerte um ein Vielfa-
ches überschreiten. Trotzdem halten
die Regierung und natürlich die Be-
treiber der Müllverbrennungsanlagen
nach wie vor daran fest, dass diese
die einzige Lösung für Thailands Müll
seien.3
Umweltschutzorganisationen
wie Greenpeace fordern die Regie-
rung hingegen dazu auf, stärker in
umweltfreundliche Abfallmanage-
mentstrategien zu investieren und die
Müllreduktion, -trennung und das Re-
cycling voranzutreiben.6 Für die Müll-
verbrennungsanlagen sind dies keine
rosigen Aussichten. Schließlich arbei-
ten sie jetzt schon unausgelastet. Wie
soll das dann bei noch weniger Müll
werden?
Vorherrschende
Abfallpolitik
Die Müllverbrennungsanla-
gen sind ein Beispiel für häufig vor-
kommende wenig durchdachte,
kurzfristige End-of-the-pipe-Strate-
gien, die langfristig keine wirklichen
Veränderungen erwarten lassen. Es
geht um die Abwicklung der anfallen-
den Müllberge. Doch nicht nur eine
möglichst umweltverträgliche Beseiti-
gung von Abfällen, sondern eine
grundlegende Müllreduktion im Sinne
der Zielhierarchie Vermeidung, Ver-
wertung und Beseitigung sollte an-
gestrebt werden.
Der Durch- und Umsetzung
dieses Leitbildes stehen aber zahl-
reiche Hindernisse entgegen, die
aus der vorherrschenden Verwal-
tungs- und Planungsstruktur resultie-
ren. Der Entscheidungsprozess ist
nach wie vor stark zentralisiert, was
kosteneffiziente, flexible und innova-
tive Ansätze vonseiten der Kommu-
nen und Gemeinden nicht gerade
unterstützt. Ein effektives, nachhalti-
ges Müllmanagement kann jedoch
nicht top-down realisiert werden,
sondern die verschiedensten Akteu-
re und die Bevölkerung müssen in
den Planungsprozess einbezogen
werden. Zentral sind dabei auch die
Kooperation beteiligter Fachressorts
und die Zusammenarbeit benach-
barter Kommunen und Gemeinden.
Gerade für kleinere Städte, bei de-
nen die Wirtschaftlichkeit einer eige-
nen Abfallinfrastruktur fraglich ist,
können sich so Synergieeffekte er-
geben.
Lösungsansätze
Projekte zum integrierten
Abfallmanagement und der Mülltren-
nung in Thailand sind nicht zu ver-
gleichen mit vorherrschenden Syste-
men in Industrieländern, wo die Be-
völkerung den Müll trennen muss und
für dessen Abholung bezahlt. Viel-
mehr lehnen sich die Programme an
das profitgeleitete informelle Müll-
sammlersystem an, das der Bevölke-
rung schon vertraut ist.
Ein Beispiel für den Versuch
eines umfassenden städtischen Ab-
fallmanagements ist die Stadt Phitsa-
nulok, die sich intensiv mit der Be-
kämpfung der Abfallberge auseinan-
dersetzt. 1999 wurde dort auch das
»Solid Waste Management Program-
me for Phitsanulok« mit Hilfe der GTZ
gestartet.2
Für das Abfallmanagement
auf Haushaltsebene gibt es hier zwei
Hauptstrategien. Zum einen soll die
Bevölkerung durch den zu erwarten-
den Erlös aus dem Verkauf wieder
verwertbarer Materialien zur Mülltren-
nung animiert werden. Hierbei kom-
men verschiedene Modelle zum Ein-
satz. Märkte, bei denen private
Händler den Haushalten den Müll ab-
kaufen, werden veranstaltet, oder es
gibt Kleinunternehmer in der Ge-
meinde, die sozusagen als Mittel-
männer zwischen den Abfallhändlern
und den Haushalten fungieren. Ein
auch auf der Ebene lokaler und priva-
ter Gruppen sehr beliebter Ansatz ist
der der Recycle-Bank, der weiter un-
ten beschrieben wird.2
Die zweite wichtige Strategie
ist die Kompostierung. Organische
Abfälle bilden einen großen Teil im
Gesamtmüll und sollten genutzt wer-
den. Sie können dann zum Beispiel
im eigenen Garten verwendet werden
und chemischen Dünger ersetzen
oder für drei bis vier Baht pro Kilo
verkauft werden. Oft wird die Kom-
postierung auch auf Gemeindeebene
oder im Rahmen von Haushaltszu-
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sammenschlüssen gemeinsam
durchgeführt.2
Durch diese Maßnahmen
konnte das Müllaufkommen reduziert
werden, was in der Folge eine ge-
senkte Abholfrequenz nach sich zog.
Die Müllflotte von Phitsanulok konnte
von 28 auf 16 Fahrzeuge und die
Ausgaben um eine Million Baht pro
Jahr reduziert werden. Für die Haus-
halte ergeben sich positive Effekte
durch das Zusatzeinkommen und ei-
ne saubere Müllbeseitigung, da die
oft übel riechenden Bioabfälle nicht
mehr zwischen dem Restmüll in der
Mülltonne lagern.2
Doch viel stärker als im
Rahmen geförderter zwischenstaatli-
cher Programme der Entwicklungs-
zusammenarbeit oder vonseiten der
Stadtverwaltungen gibt es Initiativen
von lokalen Akteuren und NGOs, die
sich in kleinerem Umfang um eine
Verbesserung der Situation bemühen.
So zum Beispiel die NGO
Greenway Thailand, die sich im inter-
nationalen Jugend- und Kulturaus-
tausch engagiert. In ihrem Programm
nehmen Umweltprojekte eine wichti-
ge Rolle ein, und es wird versucht auf
lokaler Ebene, meist in kleinen Dör-
fern im ländlichen Raum, einen inte-
grierten Ansatz durchzusetzen.
Ein wichtiger Pfeiler dabei ist
die Aufklärungs- und Bildungsarbeit.
Diese erfolgt zum einen in den umlie-
genden Schulen, zum anderen gehen
die Freiwilligen direkt in die Häuser
der Dorfbewohner. Mithilfe gezeich-
neter Informationstafeln versuchen
sie über die Gefahren der Verbren-
nung von Plastik, mögliche Profite
durch Mülltrennung und die Vorteile
einer sauberen Umwelt zu informie-
ren. Von den Kindern und Jugendli-
chen erhofft man sich dabei, dass sie
als Multiplikatoren auf die Dorfbevöl-
kerung wirken.
Als zweiten wichtigen Punkt
baut Greenway auch eine Recyclin-
ginfrastruktur auf. Wichtigstes Instru-
ment dabei sind die Recycle-Banken,
die sich meist an Schulen befinden,
aber auch in Dörfern aufgebaut wer-
den können. Diese Bank imitiert das
System einer monetären Bank mit
dem Unterschied, dass die Einzah-
lungen aus Müll bestehen. Den Kin-
dern und Jugendlichen oder den
Dorfbewohnern werden entspre-
chend dem gültigen Müllpreis Punkte
auf einem Sparbuch gutgeschrieben.
Diese können dann in einem weiteren
Schritt in Form von Waren wie zum
Beispiel Schreib- oder Spielsachen,
Nahrungsmittel oder Hausrat einge-
tauscht werden.
Ein wesentliches Problem
der Umwelt- und Mülltrennungspro-
jekte ist, wie schon zuvor beschrie-
ben, auch hier die Tatsache, dass die
Bevölkerung Abfall mit einem niede-
ren Status assoziiert. Die Kinder, Ju-
gendlichen und Dorfbewohner über-
haupt zu einer Mitarbeit zu motivieren
ist das größte Problem. Deswegen
wird versucht prominente Einheimi-
sche in die Arbeit zu involvieren um
eine höhere Akzeptanz zu erreichen.
Aufklärungskampagnen und
Bildungsarbeit, die auch vom öffentli-
chen Sektor forciert werden sollten,
gekoppelt mit einem integrierten, par-
tizipativen Ansatz sind ein äußerst
wichtiger Grundstein für ein erfolgrei-
ches Müllmanagement. Erste Schritte
sind vielerorts in Thailand getan,
doch größtenteils handelt es sich da-
bei um gut gemeinte Einzelprojekte,
denen es noch an der Vernetzung
und Kooperation über die lokale oder
kommunale Ebene hinaus mangelt.
Denn was nutzt einer Stadt ein schö-
nes Abfallmanagement, wenn sie
täglich von vielen Besuchern und
Pendlern aus dem Umland frequen-
tiert wird, die alle ihre alt gewohnte
Entsorgungsmentalität importieren?
!
Literatur
1) Cornwel-Smith, P. 2005: Trash Recyclers.
Freelance gleaners make the most of rub-
bish. In: Kerr, A.: Very Thai. Everyday Po-
pular Culture. Bangkok, S. 67-69.
2) Hantrakul, S. und W. Schöll 2002: Challen-
ges for Thai Municipal Governments in
Modern Service Delivery: Solid Waste Ma-
nagement in Phitsanulok. In: Nelson, Mi-
chael (Hrsg.): Thai Politics: Local and
Global Perspectives. Bangkok (= KPI Ye-
arbook 2).
3) Akao, H.E. 2000: Double Standards of
Environmental Behavior. URL: http://www.
no-burn.org/ggm/gmcrep-th.html (Stand
10.04.2005).
4) Asian Labour News 2004: Thailand: A day
in the life of a garbage truck team. URL:
http://www.asianlabour.org/archives/00120
7.php (Stand 10.04.2005).
5) Energy Research Institute 2000: Thailand
energy strategy and policy. URL:
http://www.teenet.chula.ac.th/plan/ph3-
estrategy.asp (Stand 10.04.2005).
6) http://www.greanpeacesoutheastasia.org/
en/pr/pr_tx/pr_tx_20040108.html (Stand
10.04.2005).
Recycle-Bank in Betrieb: Huamo School in Ban Huamo, Provinz Mahasarakham
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